Der Reigen

Fünf Männer. Fünf Frauen. Zehn Liebschaften.

Ein Stück, dass die Gemüter so erregte, dass es mehrfach verboten wurde, zu Angriffen auf Schauspielhäuser führte und schließlich vom Autor selbst zensiert wurde. Eingebettet in erbauliche, sexualwissenschaftliche Kommentare, erlebte das Publikum bei uns eine werkstreue Inszenierung des Liebesreigen um Männer und Frauen aus allen Gesellschaftsschichten.

Von Mittwoch, den 30. Januar bis Sonntag, den 3. Februar 2013, spielten wir jeden Abend um 20:00 Uhr in der Alten Anatomie. Von den Einnahmen aus dem Kartenverkauf spendeten wir 300€ an die Aidshilfe Tübingen-Reutlingen e. V.

Das Stück

Als Arthur Schnitzler kurz vor der Jahrhundertwende begann, den Reigen zu schreiben, hielt er selbst nicht übermäßig viel von seinem Machwerk: „Geschrieben hab ich den ganzen Winter über nichts als eine Szenenreihe, die vollkommen undruckbar ist, literarisch auch nicht viel heißt, aber nach ein paar hundert Jahren ausgegraben, einen Teil unserer Kultur eigentümlich beleuchten würde.“

Er schätzte die Wogen, die der Reigen schlagen würde, auch eher zu niedrig ein: zwar veröffentlichte er zunächst nur vorsichtig einen Privatdruck mit 200 Exemplaren, doch schon bald darauf wurde der reguläre Druck in Deutschland und Polen verboten. Nach kleineren unautorisierten Aufführungen kam es erst Ende 1920 in Berlin zur eigentlichen Uraufführung. Diese und die Vorstellung in Wien Anfang 1921 wurden zur Zielscheibe antisemitischer Hetze. Schnitzler wurde als „Pornograph“ und „jüdischer Schweineliterat“ beschimpft, die Aufführungen gestürmt und immer wieder abgebrochen.

Obwohl nach dem Freispruch im „Reigen-Prozess“, in dem das Berliner Ensemble wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ vor Gericht gestellt wurde, die Vorstellungen unter Polizeischutz wieder aufgenommen werden konnten, schrieb Schnitzler 1922 resigniert „Unter den zahlreichen Affären meines Lebens ist es wohl diese letzte, in der Verlogenheit, Unverstand und Feigheit sich selbst übertroffen haben“ und bat seinen Verlag, keine Aufführungen mehr zuzulassen. Erst 1982, als das Stück gemeinfrei wurde, gab es wieder reguläre Inszenierungen.

Bei uns wurde die Aufführung eingerahmt von Originalzitaten aus Aufklärungsbüchern von Oswalt Kolle aus den 50ern und 60ern - ähnlich wie im Stück selbst hat sich die Sprache gegenüber heute zwar verändert, die Problematik des Paarungsverhaltens des Homo Sapiens zeigt jedoch zeitlose Aspekte.

Ensemble

Moderator Lukas Olszewski
Dirne Elena Makino
Soldat Arvid Herrmann
Stubenmächen Ricarda Rosemann
junger Herr Thomas Rösner
junge Frau Hannah Schmieg
Ehemann Nils-Henning Syré
süßes Mädel Ines Böser
Dichter Steffen Luippold
Schauspielerin Dorothee Winkler
Graf Micha Rehder
Regie Sarah Schulz
Thomas Rösner
Maske Katharina Brenner
Haarstyling Arvid Herrmann

Danksagungen

Wir danken Prof. Wagner, Herrn Lehner, Herrn Olgaiser und allen anderen aus der Alten Anatomie für ihre Unterstützung,
Kadda, Mesi, und allen anderen Unterstützern und Ehemaligen, die mit Tat oder guten Worten stets zur Stelle sind,
dem LTT für die Öffnung ihres Fundus,
Oswalt Kolle für die Moderationstexte,
und dem Lulu.

Kritik


Quelle: Schwäbisches Tagblatt