Endspiel

Inhalt

Während in Becketts erstem Stück Warten auf Godot alle vergeblich einer Ankunft harren, erwarten sie in Endspiel einen Abgang.
Zwei Zweiergruppen, geprägt von gegenseitiger Abhängigkeit, die Beteiligten spielen Spiele und geben sich ihren nur bruchstückhaft vorhandenen Erinnerungen hin.

Das Stück zeichnet sich vor allem durch den sarkastischen Humor aus, den es versprüht, doch das Lachen bleibt einem des öfteren im Halse stecken. Es gibt kein Ziel, weder Tag noch Nacht, und jede Entwicklung hat mit einer nicht näher bezeichneten Katastrophe längst aufgehört. Die Personen haben ihre Freiheit eingebüßt, ihre Verstümmelungen und Gebrechen sind Chiffren für den Verlust des Lebenswertes.

Quelle: Harenberg Schauspielführer

Kritik

In einer Hose aus Gips

Die Theatergruppe „Scenario“ spielt Becketts Endspiel

TÜBINGEN (hk). Es ist ein altbekannter Trugschluss, dass Theater große Schauspielhäuser braucht. Den besten Beweis liefert die aktuelle Inszenierung der Studententheatergruppe "Scenario". Denn könnte es einen besseren Schauplatz für Samuel Becketts "Endspiel" geben als die Alte Anatomie? Das Stück ist eine postapokalyptische Farce über die verbliebenen Trümmer des Lebens von Hamm (Benedicta Knoblauch), Clov (Christina Boss), Nell (Marie-Sophie Ilse) und Nagg (Janis Leifeld).

Die Räumlichkeiten scheinen wie gemacht für dieses Stück: Steil abfallende Hörsaalbänke, an deren Fuß, wie in einem Loch oder in einem Bunker, die vier Schauspieler ihr immer gleiches Spiel spielen. Abgegrenzt durch ein Baugitter, gefangen in einer Hose aus Gips oder in einem rollstuhlähnlichem Einkaufswagen, die beiden Alten als menschliche Überreste in Mülltonnen.

"Es ist aus...bald aus", spricht Hamm und dieses Ende ist mehr als nur zu erahnen. Trotz all der Furcht vor einer möglichen Erneuerung des Lebens und der Verfluchung der tagtäglichen Komödie, besteht doch auch die Angst vor dem Ende der fiktiven Geschichte. Diese Ambivalenz weiß Benedicta Knoblauch als Hamm bestechend facettenreich umzusetzen. Neben ihr wirken die beiden simultan agierenden Alten etwas eindimensional, wenn sie mit künstlich brüchiger Stimme vom knallroten Gummiboot singen.

"Es gibt nichts komischeres als das Unglück", heißt es einmal und eben dieser Komik, die Beckett in der Absurdität seines Stückes angelegt hat, sollten Marie-Sophie Ilse als Nell und Janis Leifeld als Nagg ein wenig mehr Vertrauen schenken. Trotz dieser Kritik lohnt das Schauspiel unter der Regie von Eva Kleer den Theaterbesuch in jedem Fall.

Quelle: Schwäbisches Tagblatt